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JOY@UNIVERSITY (Join Our Activity at University) (2023-2025)
Projektleitende Institution: Abteilung Dermatologie, Umweltmedizin und Gesundheitstheorie, Universität Osnabrück
Leitung: Dr. rer. nat. Flora Sonsmann, Carina Gill, M.Ed., Vanessa Leinigen, M.Ed., Prof. Dr. Swen Malte John
Projektdurchführung und -koordination: Dr. rer. nat. Flora Sonsmann, Carina Gill, M.Ed., Vanessa Leinigen, M.Ed., Lisa Schmidt, M. Sc., Dipl.-Psych. Vanessa Bill
Laufzeit: 02/2023-01/2025
Förderung: Techniker Krankenkasse
Hintergrund
Regelmäßige körperliche Aktivität beugt nachweislich der Verbreitung nichtübertragbarer Krankheiten vor und kann die psychische Gesundheit, die Lebensqualität und das Wohlbefinden verbessern. Angesichts der sich verdichtenden wissenschaftlichen Erkenntnisse hat die WHO 2018 den Global Action Plan on Physical Activity ins Leben gerufen, mit dem Ziel, bis 2030 die physische Inaktivität adoleszenter und erwachsener Menschen um mindestens 15% zu senken. Die Auswirkungen von Sedentarismus auf die physische und psychische Gesundheit wurden ebenfalls in den neuen Richtlinien der WHO zur körperlichen Aktivität und sedentärem Verhalten berücksichtigt. Körperliche Aktivität sollte aus diesem Grund in definiertem Umfang und Intensität in das Umfeld integriert werden, in dem die Menschen leben und arbeiten. Studierende weisen in der Bevölkerung mit die höchsten täglichen Sitzzeiten auf und leiden bereits zu einem großen Teil häufig an Nackenschmerzen, Rückenschmerzen und Müdigkeit. Gemäß stichprobenartiger Befragungen der Studierenden am Institut für Gesundheitsforschung und Bildung (IGB) an der Universität Osnabrück erfüllen diese vielfach nicht die seitens der WHO geforderten Bewegungsziele für die Zielgruppe der Erwachsenen. Zudem wird ein Großteil des Tages im Sitzen verbracht, in Lehrveranstaltungen wird regelhaft 90min ununterbrochen gesessen. Dabei zählen lange ununterbrochene Sitzzeiten als eigener Risikofaktor für die Entwicklung von Adipositas, psychischen Störungen oder kardio-vaskuläre Mortalität. Hosteng et al. (2019) konnten nachweisen, dass bereits nach 15min die Konzentrationsfähigkeit nachlässt und nach 75min körperliches Unwohlsein resultiert. Ergebnis der nationalen Bewegungsempfehlung ist es daher, lange Sitzphasen durch kleine Pausen zu unterbrechen. Laut Paulus et al. 2021 haben Bewegungspausen in universitären Veranstaltungen das Potenzial, die körperliche, geistige und kognitive Verfassung der Studierenden zu verbessern und einen Beitrag zur körperlichen Aktivität und Gesundheit der Studierenden zu leisten.
Ursachen für den beschriebenen Bewegungsmangel im universitären Alltag liegen gemäß der Einschätzung Dozierender am IGB u.a. an fehlenden niedrigschwelligen Bewegungsmöglichkeiten für die Studierenden.
Eine orientierende Umfrage bei Lehrenden am IGB 2020 ergab zudem, dass es den Lehrenden vielfach an geeigneten Möglichkeiten und Ideen für die Umsetzung von Bewegungspausen fehlt.
Aufgrund der skizzierten Situation hat sich im Wintersemester 2019 die Studiengruppe JOY@university (Join Our ActivitY@university) bestehend aus Studierenden verschiedener Fachrichtungen und Semester sowie Lehrenden verschiedener Abteilungen gegründet mit dem Ziel, mehr Bewegung in die universitäre Landschaft zu implementieren. Die Gruppe arbeitete bis 2023 vorwiegend ehrenamtlich. 2022 erhielt JOY Mittel für 200 Hilfskraftstunden über „UOS.DLL – Digitales Lernen Leben“ (Stiftung Innovation in der Hochschullehre) und „BOOST.DLL“ (MWK) für die Medienerstellung und mediale Aufbereitung.
Seit Februar 2023 fördert die Techniker Krankenkasse das Projekt.
Zentrale Herausforderungen und Problemstellungen
Körperliche Inaktivität sowie lange sedentäre Phasen im Studium und vor allem deren negative Folgen sind die zentralen Herausforderungen, denen sich das Projekt JOY@university durch eine Mehrkomponenten-Intervention auf institutioneller und persönlicher Ebene entgegenstellen möchte.
Die Anforderungen an Bewegungspausen/-impulse sind heterogen und von verschiedenen Faktoren wie Zeit, Format, Gruppengröße, Gruppendynamik, Raumbedingungen und Lehrpersönlichkeit abhängig. Um dieser Problemlage zu begegnen, wird ein differenziertes Bewegungspausenangebot benötigt, welches niedrigschwellig in verschiedene Lehrformate (Vorlesung, Seminar, online vs. in Präsenz) integriert werden kann und unterschiedliche Lehrpersönlichkeiten anspricht.
Neben der bereits beschriebenen avisierten Verbesserung der Situation vieler Studierender aus bewegungsorientierter Perspektive wird dieser Personengruppe außerdem eine wichtige Rolle als zukünftige Multiplikator*innen zugeschrieben, die „weitreichenden Einfluss auf die Entwicklung gesellschaftlicher Leitbilder und Werthaltungen besitzen“. Im Bereich Lehramt zeigt sich dieser Einfluss insbesondere dahingehend, dass Wissen und Verhaltensweisen direkt an die Schüler*innen weitergegeben werden können.
Projektvorhaben
Geplant ist die Entwicklung, Umsetzung und Evaluierung einer Mehrkomponenten-Intervention zur Bewegungsförderung an der Hochschule zunächst als Modellvorhaben am IGB mit dem Ziel der Verstetigung und nachhaltigen Implementierung.
Projektziele
- Entwicklung, Umsetzung und Evaluierung einer online Stud.IP-Fortbildung für Lehrende zum Thema Bewegung und Bewegungsförderung mit Materialsammlung, einschlägigen Vortragsangeboten und Austauschmöglichkeiten
- Erstellung und Evaluierung eines Entspannungs- und Bewegungsportfolios als Ideensammlung und Umsetzungshilfe für Bewegungsimpulse (5min) in der Lehre inklusive Anleitungen und Hilfestellung/ Material (Videos, Audios, Bilder) für die zielgruppenspezifische und aus Sicht der*des Lehrenden bedürfnisorientierte Durchführung
- Erstellung eines systematischen Auswahl- und Entscheidungsinstruments für die Auswahl von Bewegungspausen nach Rahmenbedingungen und Zielgruppe.
- Erstellung und Evaluierung einer Methodensammlung für eine bewegungsfördernde Lehr-Lerngestaltung – bewegte Lehr- Lernmethoden (Walk and talk, Schnitzeljagden u.w.)
- Transfer, Umsetzung und Evaluierung des bestehenden Bewegungsangebotes des Pausen Express des Zentrums für Hochschulsport für Angestellte der Universität auf das Hop-on-Hop-off-Bewegungsangebot zwischen den Lehrveranstaltungen für Studierende. Dabei handelt es sich um 15-20min bewegte Pausen zwischen Lehrveranstaltung auf dem Campus zum freiwilligen Mitmachen; Bewegung, die Spaß macht ohne Schwitzen
- Entwicklung eines Konzeptes für die Ausbildung von Multiplikator*innen für Bewegungsförderung an Schulen für eine nachhaltige Implementation von Bewegungsförderung am Institut sowie in der Gesellschaft (Gesundheitszertifikat 2.0).
Vorläufige Projektergebnisse
Seit dem 24.05.2023 steht den Lehrenden und Studierenden der Universität Osnabrück das „Bewegungs- und Entspannungsportfolio“ zur Verfügung. Hierbei handelt es sich um eine Ideensammlung inklusive Umsetzungshilfen in Form von Bildern, Videos, Powerpoint-Präsentationen, Audiodateien und Anleitungen für die Durchführung von ca. 5minütigen Bewegungs- und Entspannungsimpulsen in Lehrveranstaltungen oder auch im Büro. Interessierte finden das Bewegungs- und Entspannungsportfolio hier: https://studip.uni-osnabrueck.de/dispatch.php/course/details?sem_id=1c6b21fc15887b4054e754fe0a29fea4&again=yes